Die Weihnachtsferien haben begonnen und die Adventszeit geht zu Ende, eine Adventszeit, die in diesem Jahr anders und doch schön war.

In der letzten Woche vor Beginn der Weihnachtsferien hätte in der Primarstufe 1 (P1) der Montessori-Schule Idstein (MSI) normalerweise wie jedes Jahr ein gemütlicher weihnachtlicher Eltern-Kind-Nachmittag mit einer Musicalaufführung stattgefunden. An diesem Nachmittag sind Eltern, Geschwistern und Großeltern eingeladen, ein über mehrere Wochen – unter der Leitung von Stufenleiterin Pia Denninger – eifrig einstudiertes Weihnachtsmusical zu erleben und im Anschluss daran in den Räumlichkeiten der P1 gemeinsam mit den stolzen Darstellern selbstgebackene Plätzchen und heißen Apfelpunsch zu genießen. Auch der „Sinnliche Adventskalender“ im kosmischen Raum darf bei dieser Gelegenheit bestaunt und ausprobiert werden.

Nun, in diesem Jahr musste vieles anders laufen und so wurde nach einer Alternative zum Live-Event gesucht – denn die ganze Aktion einfach ausfallen zu lassen war keine Option. Entstanden ist ein Weihnachtsfilm, der den Familien der Schüler*innen rechtzeitig zum heiligen Abend zum Anschauen bereitgestellt wurde. Dank gebührt hier insbesondere Irina Barthel, Mutter eines Schülers der P1 und Philipp Meyrahn, der in der MSI u.a. Arbeiten und Unterricht zum Thema Film anbietet und betreut.

Neben dem Weihnachtsmusical gibt es eine weitere Tradition in der MSI, die nicht nur von den Schülern der Primarstufe 2 (P2), sondern auch von den Bewohner*innen des Vinzenz-von-Paul-Haus, ein Altenpflegeheim in Idstein, jedes Jahr sehnsüchtig erwartet wird:

Angelehnt an das Santa-Lucia-Fest – ein Lichterfest, das in Schweden zur Wintersonnenwende nach dem alten gregorianischen Kalender am 13. Dezember gefeiert wird – wird jedes Jahr im Dezember in der P2 aus dem 6. Jahrgang eine St. Lucia und ein Wichtel gewählt. Nach dem Kennenlernen der Geschichte der heiligen Lucia und dem schwedischen Lucia-Lied, ziehen Schüler*innen aus der P2 mit einer Kerze in der Hand durch die Flure und Aufenthaltsräume im Vinzenz-von-Paul-Haus. Vorneweg schreitet St. Lucia in einem weißen Kleid, mit einem Lichterkranz auf dem Kopf und überreicht auf einem Tablett selbstgebackene Pfefferkuchenkekse. Am Ende des Zugs geht der rot gekleidete Wichtel mit einer Laterne in der Hand. Dabei singen die Schüler*innen das Lucia-Lied– abwechselnd auf Deutsch und auf Schwedisch.

Im Gespräch nach dem Besuch wird jedes Jahr aufs Neue deutlich, wie bereichernd und beglückend es für die Kinder ist, anderen Menschen Freude zu bereiten. Die Kinder machen dabei die Erfahrung, für andere wertvoll zu sein und spüren selbst, wie ihr Herz aufgeht, wenn sie sehen, wie die alten Menschen berührt sind, sich herzlichst bedanken und hin und wieder auch Tränen in den Augen sehen.

Die Tradition wurde im Jahr 2007 während eines Weihnachtsprojekts der MSI geboren. Damals waren die Weihnachtsbräuche in verschiedenen Ländern beleuchtet worden. In diesem Jahr musste auch hier eine Alternative gefunden werden. So wurde zum einen statt des Zugs durch das Haus ein Lichtertanz um den Weihnachtsbaum vor dem Haus, den die Bewohner*innen von den Balkonen aus verfolgten, dargeboten. Zum anderen wurde innerhalb kürzester Zeit ein Theaterstück über die Geschichte der heiligen Lucia mit frei improvisierten Dialogen kreiert und gefilmt. Möglich war dies dank Lernbegleiterin Angela Löw, die – mit einer kürzlich absolvierten Theaterpädagogik-Ausbildung befähigt – die Kinder auf ihre Rollen vorbereitete und während der Aufnahmen begleitete sowie auch hier dank Philipp Meyrahn, der aus Film- und Tonaufnahmen den kleinen St.Lucia-Film schnitt. Der Film wurde dem Vincent-von-Paul-Haus zur Verfügung gestellt und erfreut dort hoffentlich Bewohner*innen und auch Mitarbeiter*innen in diesen ungewöhnlichen Zeiten.

Mit Willen, Kreativität und Unterstützung von vielen Seiten wurden in dieser Adventszeit wie auch generell in diesem Jahr in der Montessori-Schule Idstein alternative Ideen und Lösungen entwickelt und umgesetzt – erstaunlich, erfreulich und motivierend. Doch hat es auch viel Kraft gekostet.

Daher: Ruhen wir uns nun aus von den Anstrengungen der ungewohnten Wege und genießen wir die Ruhe der Feiertage und der „Zeit zwischen den Jahren“!

Eva Richter, Leiterin des Öffentlichkeits-Arbeitskreises